Offenes Essen für alle. Aktion will “Brücken bauen”.
In Bremen ist Armut sichtbar.
An Biertischen wird Kaffee getrunken. Kostenlos. Engagierte Menschen teilen Butterkuchen aus. Auch kostenlos. Der gerne gegessen wird, auch von Simon, Pete und Birgit. Sie leben von Hartz IV. Das Geld ist knapp. Immer mehr Menschen setzen sich auf die Bänke. Und ich fühle mich bestätigt, die Armut wird in Bremen nicht bekämpft. Sondern sie wird immer größer.
Sie erzählen mir, dass zu viele Leute einfach zu wenig Geld haben. Weil das so ist, suchen sie selbst oft günstige Mittagstische auf und gehen zu Kleiderkammern. Das Geld vom Staat reicht nicht aus.
Piet träumt von “einem richtigen Draußen-Café”. Als Alternative zu den Bierbänken und Biertischen vor dem Bahnhof. Und super für ihn wäre, wenn es das Angebot häufiger geben würde. Er findet, hier sei das immer noch „sozial betoucht“ und „nicht wirklich so, dass alle zusammenkommen.“ Seine Freunde nicken zustimmend. Und bekräftigen damit seine Meinung. „Leute mit einem Nettoeinkommen von 3.000 Euro ‘lassen sich nicht herab’ und setzen sich hier mit uns zusammen”. Aber genau das, so erfahre ich im Gespräch mit Jens Stangenberg, Leiter des Vereins „Serve the city Bremen e.V.“ und Mitorgisator, ist das Ziel der Aktion.
Aktion “Brücken bauen” will das WIR-Gefühl in Bremen stärken.
Angelehnt an die Idee der internationalen Bewegung der community dinners soll die bremische Aktion „Brücken bauen“ dazu führen, dass WIR-Gefühl zu stärken. Dazu werden öffentliche Plätze umdefiniert. Stangenbergs Motivation ist es, über kurzfristiges ehrenamtliches Engagement Menschen aus gut situierten Kreisen zu finden, mit Armen Menschen in Kontakt zu geben. Oft würde dieses soziale Engagement gerade bei jungen Leuten dazu führen, dass sie sich dann auch politisch für soziale Fragen interessieren.
Hoffentlich, denke ich, denn uns allen würde mehr Solidarität gut tun. Ich selbst fühlte mich heute Nachmittag auf dem Bahnhofsvorplatz in ambivalenten Gefühlen gefangen. Denn die Bedürftigkeit der Menschen in Bremen nimmt zu. Das bestätigt mir auch der Geschäftsführer der Bremer Suppenengel, Peter Valtink. Er erlebt hautnah mit, dass immer mehr Menschen zu den Essensausgaben kommen. Vor allem immer mehr alte Menschen und alleinerziehende Frauen. Mich berührt diese Aussage immer noch. Und ich fühle mich in meiner Position wieder mal bestätigt, dass der Hartz IV Regelsatz anzuheben ist. Damit es endlich zu einer Teilnahme am sozialen Leben reicht. Zum Beispiel für ein Bier in einer Gaststätte, ein Essen im Restaurant und einem Kinobesuch.
Armut kümmert die Volksparteien im Wahlkampf null.
Und was passiert im Wahlkampf? Armut zu bekämpfen, den Regelsatz endlich entsprechend dem Bedarf hoch zu schrauben und die unsinnigen und unwürdigen Sanktionen endlich abzuschaffen – das sind keine Wahlkampfthemen der regierenden Volksparteien. Wollt ihr diese Parteien am 24.9.17 wirklich wählen?
Leave A Comment