Kennt ihr die blaue Karawane? Besuch des Bündnis Grundeinkommens
Hey Leute,
Kennt Ihr die Blaue Karawane in Bremen?
Auf ihrer Internetseite (www.blauekarawane.de) steht:
„Die Blaue Karawane setzt sich mit Phantasie und Kreativität dafür ein, sich von der „Ver-Anstaltung“ des Lebens zu verabschieden und die ausgetretenen Pfade der Konvention und eingeengten Denk- und Handlungsweisen zu verlassen, die den Lebensalltag nur allzu oft bestimmen.“
Von der „Ver-Anstaltung des Lebens zu verabschieden“. Auch diese Aussage motivierte uns mit den Menschen der Blauen Karawane ins Gespräch zu kommen Denn diese Veranstaltung eines Überlebens, dass die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben von der Erwerbsarbeit abhängig macht, möchten wir auch beenden.
So trafen wir gestern auf ganz tolle Leute, die sich kritisch mit dem bedingungslosen Grundeinkommen auseinandersetzen. Manche von ihnen bereits seit 20 Jahren.
Das ist zum Beispiel Michael, ein sehr engagierter Mann, der immer wieder von den Repressalien des Hartz IV-Systems bedroht wird und sich in der Anti-Psychiatrie Bewegung engagiert. Da ist auch Yogi, ein ehemaliger In-Jobber. Yogi war für das Café der Blauen Karawane verantwortlich, dass es leider seit zwei Jahren nicht mehr gibt. Die Lobby der Gastronomen war zu stark, die in dem kleinen Café eine Konkurrenz sahen. So durfte Yogi nachher nur noch Nebentätigkeiten innerhalb des Cafés ausführen, ohne das näher definiert wurde, was solche Tätigkeiten innerhalb des Service von Mensch zu Mensch sein sollen; das Café durfte auch nur noch Hartz IV-Empfänger/innen bedienen. Yogi fragte sich, ob diese Menschen nun in einer Art Büßerkostüm das Café hätten betreten sollen, um gleich erkannt zu werden.
Und da ist Bettina, die den Wunsch hat, sehr differenziert über das Grundeinkommen zu sprechen und erfahren will, welche Forderungen wir vom Landesverband Bremen an das Grundeinkommen stellen. So haben wir zum Beispiel darüber diskutiert, ob der zweite Arbeitsmarkt mit dem Grundeinkommen zusammen passt, oder eben nicht.
Für Bettina ist es sehr wichtig, dass der zweite Arbeitsmarkt nicht aufgelöst wird. Denn, so sagte sie, ist ein Grundbedürfnis des Menschen ist, zu arbeiten. Aber nicht jede/r könnte die hohen Anforderungen des ersten Arbeitsmarktes erfüllen, wie etwa eine 40 Stunden Woche. Leistungsdruck, Ellenbogengesellschaft, Konkurrenz schrecken zudem eher ab.
Fitz erzählt uns, wie er nach seinem Studium erst einmal arbeitslos wurde und damals schon erkannte, wie wichtig es ist, Arbeit und Einkommen als zwei Teile zu erkennen. Aber Arbeit verstanden als Tätigkeit. Damals gab es noch die Sozialhilfe. Und er hatte diese Leistung genutzt, um sich seine Wohnung und sein Essen finanzieren zu können. Sozusagen als Grundeinkommen. Heute unter Hartz IV wäre er vielleicht in einen Leiharbeiterjob gepresst worden und die Blaue Karawane hätte ihn vielleicht nie kennen gelernt. Nicht zuletzt diese Sicherheit ermöglichte es ihm, sich eine seiner Ausbildung entsprechende Tätigkeit zu suchen. Arbeit also ja, verstanden aber als sinnvolle Tätigkeit. Und verbunden mit der Frage, was will ich selber leisten und wozu habe ich Lust, oder nicht? Tätigkeit heißt für ihn vor allem auch Familien- und Gemeinwesenarbeit. Es geht um die Freiheit, selbst zu bestimmen, für was und wen ich tätig bin. Insofern brauchen wir dann auch keinen zweiten Arbeitsmarkt mehr. Dann, wenn endlich das bedingungsloses Grundeinkommen eingeführt ist.
Habe ich durch das bedingungslose Grundeinkommen mehr Macht? – ist auch eine der Fragen, die wir an diesem Abend diskutieren. Siegfrieds Meinung: Klar, denn damit hat jede/r die Möglichkeit Nein zu sagen, ohne sich Sorgen um die eigene Existenz machen zu müssen. Die kann anderen sehr viel Macht nehmen.
Auch kommt die Frage auf, warum Gewerkschaften und andere Arbeitnehmervertreter scheinbar Angst vor einem bedingungslosen Grundeinkommen haben? Wir vermuten, dass Gewerkschaften befürchten könnten, es würde ihnen der Boden unter den Füßen weggezogen, dass die Arbeitnehmer/innen ihre Lobby verlieren. Doch warum das so sein sollte, erschließt sich uns nicht wirklich? Für uns besteht keine Logik darin, dass mit einem bedingungslosen Grundeinkommen automatisch eine Auflösung der Tarifpolitik einhergehen muss. Sondern genau anders herum. Es bedeutet, dass mit einem Grundeinkommen die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften und Arbeitnehmer/inne wächst. Zum Beispiel, um Nein zu sagen, zu einem schlecht bezahlten Job – gerade, weil der Existenzdruck ja weg ist. Auch in Fragen der Arbeitszeiten, der Sicherheit am Arbeitsplatz oder auch für gesundheitliche Vorschriften müssen Arbeitnehmervertretungen immer mitbestimmende Institutionen bleiben.
Es bleibt also noch viel zu durchdenken, neu zu denken und gemeinsam für das bedingungslose Grundeinkommen zu kämpfen!
Wie vom Bündnis kommen gerne wieder,
Eure Susanne
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